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The Stanley Parable: Ab hier nicht weiterlesen!

Ich bin bei weitem nicht der Erste, der versucht irgend etwas zu „The Stanley Parable“ zu schreiben. Und ich werde mit Sicherheit nicht der Letzte sein, der daran scheitert. Aber ich werde es versuchen! Ähm … also … ich werde natürlich versuchen darüber zu schreiben. Das Scheitern kommt dann schon von alleine…

Bevor man hier weiter liest, wäre es wahrscheinlich prinzipiell besser, 12 Euro in die Hand zu nehmen, diese Steam zu geben und das Spiel zu installieren. Ich werde zwar versuchen nichts zu spoilern und auch prinzipiell nicht zu viel zu erzählen, aber: man hört es oft und es stimmt tatsächlich … je weniger man über das Teil weiß, desto besser. Allerdings birgt dies natürlich ein gewisses Risiko. Trotz der Lobeshymnen quer durch die gesamte Presse wird „The Stanley Parable“ nicht jedem gefallen … und das aus gutem Grund. Ein Spiel im klassischen Sinne ist „The Stanley Parable“ nämlich nicht. Dafür wird es gerne mit dem stark strapazierten Label „Kunst“ bedacht. Aber ist es wirklich Kunst oder ist die Begeisterung über dessen künsterlische Qualität im Endeffekt doch nur intellektuelles Gruppenwixen? Man verzeihe mir die bildhafte Ausdrucksweise.

Ich möchte mir gar nicht anmaßen, darauf eine zufriedenstellende Antwort zu geben. Ich habe zwar im Laufe meines Lebens auch ein wenig Kunstgeschichte studiert, aber die zwei Semester machen mich mit Sicherheit nicht zum qualifizierten Kunstkritiker. Und Kunst liegt ja eh immer im Auge des Betrachters … um mich mal einer Floskel zu bedienen.

Aber ich kann versuchen widerzugeben, was mir beim Spielen durch den Kopf ging. Und ich kann eine Aussage darüber treffen, ob ich mich unterhalten gefühlt habe. Genau das werde ich nun machen … beziehungsweise … im Laufe dieses Beitrages. Bevor ich damit loslege, möchte ich allerdings jedem, der das Spiel bisher nicht gespielt hat, noch einmal eine Chance geben, diesen Artikel hier wegzuklicken.

 

 

 

 

 

Ich werde zwar nicht allzu viel verraten, aber sicher ist sicher.

 

 

 

 

 

 

 

Hier noch das Bild eines Kätzchens:

kitten

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Süß! Ab jetzt weise ich allerdings jede Spoilerschuld von mir.

Eigentlich ist es ja ziemlich dumm, was ich hier mache. Jeder, der jetzt tatsächlich nicht weitergelesen hat, dürfte aufgrund des Brimboriums eine unfassbare Erwartungshaltung gegenüber „The Stanley Parable“ haben … und wird daher vermutlich ziemlich enttäuscht sein. An sich ist der Inhalt von „The Stanley Parable“ nämlich relativ banal und beizeiten sogar ein wenig langweilig.

Man spielt Stanley, der einem vernichtend langweiligen Bürojob nachgeht. Doch eines Tages – huch – sind seine gesamten Mitarbeiter mit einem Schlag verschwunden. Was nun? Gott sei Dank gibt einem der freundliche Erzähler einen Tipp. Man könnte ja mal im Versammlungsraum nachschauen. Praktischerweise beschreibt er einem auch noch den genauen Weg. Aber eigentlich … eigentlich könnte man ja auch eine andere Abzweigung nehmen …

„Durchgespielt“ hat man „The Stanley Parable“ schnell … je nachdem schon nach 3 oder 4 Minuten (und da beschweren sich die Leute wegen einer 5-Stunden-Kampagne bei „Call of Duty“). Auf einen Abspann wartet man allerdings vergeblich … nach einem kurzen Ladebildschirm befindet man sich wieder am Anfang. In Stanley’s Büro. Und man geht von vorne los (oder sagt sich: „Verdammt noch mal, was soll der Scheiß“ und beendet das Spiel). Nimmt vielleicht eine andere Abzweigung. Entdeckt, dass die Dinge sich dann anders entwickeln.

stanley3Erinnert ein wenig an Lynch … das Spiel MUSS also Kunst sein!

Und irgendwann – an sich recht früh – fängt „The Stanley Parable“ an, eine Meta-Erfahrung zu werden. Es kommt nicht selten vor, dass der Erzähler den Spieler direkt anspricht. In diesem Momenten wird spürbar, dass das Spiel weiß, dass es ein Spiel ist. Und es spielt mit den jahrelang antrainierten Erfahrungen seiner Spieler. Man selbst ertappt sich dann plötzlich dabei, dass man sich selbst fragt, was man da denn jetzt eigentlich gerade macht. Recht schnell durchschaut man zwar die Spielmechanik, wagt dann aber doch immer wieder noch einen Versuch. Das Spiel wiederum weiß, dass man genau das macht … und kommentiert dies spöttisch. Faszinierend …

… oder langweilig. Beides stimmt irgendwie. Nach ungefähr einer Stunde war bei meinem ersten Anspielen erst einmal die Luft raus. Als ich versuchsweise zweimal identische Pfade gewählt habe und feststellen musste, dass … naja … offenbar nichts Neues passiert, war das zunächst ein wenig ernüchternd. Man wird auch an den einen oder anderen Punkt kommen, an dem man vom Spiel ganz bewusst gelangweilt wird. So rennt man beispielsweise ewig immer wieder die gleichen Wege entlang oder wird minutenlang in einen Raum gesperrt und hat keine andere Wahl als dem Erzähler zuzuhören und auf Aufforderung gelegentlich willkürliche Tasten zu drücken. Vielleicht erkennt man irgendwann: Hey … eigentlich ist das auch in anderen Spielen oftmals nicht anders … sie tarnen es nur besser. Vielleicht redet man sich das aber auch nur ein, weil man dem ganzen einen Sinn geben möchte.

stanleyFinde den Unterschied…

Ich beendete das Spiel … und dachte ein wenig darüber nach. Eine interessante Erfahrung war „The Stanley Parable“ allemal und über weite Teile unterhaltsam (wenn man das bei einem Spiel ohne wirkliches Ende so sagen kann). Dies ist zu großen Teilen auch dem mysteriösen Erzähler zu verdanken, hervorragend gesprochen von Kevan Brighting, der manchmal Erinnerungen an GlaDOS weckt. Ist es das beste Spiel der letzten Wochen und Monate? Ist es Kunst? Aaah…pfff…vielleicht? Vermutlich nicht? Ich könnte mir zumindest vorstellen, dass es im Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe ausgestellt wird. Aber was sagt das schon aus? Ach … fragt jemand anderes.

Bereut habe ich das relativ kleine Geld, das ich in das Spiel investiert habe, auf jeden Fall nicht. Selbst wenn dem ein oder anderen „The Stanley Experiment“ am Ende vielleicht nicht viel gibt … zumindest hat man sich dann mal etwas angeschaut, das wirklich ein gutes Stück abseits der ausgetretenen Mainstreampfade liegt und kann sich dabei ein wenig avantgardistisch vorkommen.

Und damit beende ich diesen Artikel willkürlich und ohne wirkliches Fazit.

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