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Call of Duty: Ghosts – Tagebuch eines Verlierers

call of duty02.12. – ERSTE SCHRITTE

Schüsse peitschen durch die Luft, es riecht nach Schwarzpulver. Neben mir fällt einer meiner Kameraden in den Staub des Schlachtfelds. Er bleibt reglos liegen. Verdammt … was mache ich überhaupt hier? Ich bin kein Krieger. Ich mag es friedlich. Wenn mich eine Stechmücke sticht, halte ich ihr auch noch den anderen Arm hin, weil ich keinen Streit mit ihr anfangen möchte. Wenn sich im RTL-Nachmittagsprogramm angebliche Familien gegenseitig die wüstesten Beschimpfungen an den Kopf werfen, möchte ich in den Fernseher kriechen und eine Runde Baldriantee ausgeben.  Wenn ich …

… ach … was mache ich mir vor?

Ich weiß genau, warum ich hier bin! Die Neugierde ist schuld. Das muss man erlebt haben, heißt es immer. Wenn man einmal dem Ruf der Pflicht gefolgt ist, will man nichts anderes mehr erleben, heißt es immer. Millionen junger Menschen können sich nicht täuschen, heißt es immer. Von wegen! Vorsichtig schaue ich hinter meiner Deckung hervor. Ein Schuss fällt. „You were killed by ifragyourmother666.“ Verdammt …

 06.12. – GENTLEMEN’S CODE

Immer in Bewegung bleiben. Das ist der Schlüssel zum Erfolg. Immer in Bewegung bleiben. Zumindest hoffe ich das. Meine Kameraden rennen immer direkt los und die werden schon wissen, was sie tun. Es sagt einem ja keiner etwas. Moment … nein … das stimmt nicht ganz. „Töte jeden der nicht zur eigenen Truppe gehört!“ … Team Deathmatch. Das klingt nach Gemeinschaft, das klingt nach sportlicher Ertüchtigung. Doch es ist ein Schlachtfest. Jeder kämpft für sich alleine. Keine Grundausbildung, keine Taktikbesprechung. Man wird einfach direkt in die Schlacht geschmissen. Vermutlich ein Zeichen dafür, dass es eng wird an der Front. Kanonenfutter! Mehr sind wir doch nicht! Zumindest ich bin nicht viel mehr. Nichtsdestotrotz wurde ich mittlerweile befördert. Ein Zeichen dafür, dass man beim Militär nicht sonderlich talentiert sein muss, um im Rang aufzusteigen.

Das Blut rauscht in meinen Ohren. Aufgepeitscht biege ich um die nächste Ecke, drücke mich an die Wand. Aus dem Augenwinkel sehe ich eine Bewegung, lege an, drücke ab …

… doch meine Schüsse verpuffen wirkungslos in einer Mauer. Die meines Gegenspieler finden allerdings ihr Ziel. Er trifft mich. Das passiert nicht zum ersten Mal. Fünfmal hat es mich mittlerweile gekostet. Einmal ging ich siegreich aus einem Duell hervor. Naja … zumindest nenne ich es Duell. Mein Gegner hatte mir den Rücken zugewandt und mich ganz offensichtlich noch nicht bemerkt. Kriege werden nicht von Gentlemen gewonnen.

call of duty 2

13.12. – CANINE DESPERATION

Hunde … immer wieder diese Hunde. Warum habe ich keinen Hund? Ob ich in Zukunft Rinderbeinscheiben mit auf das Feld der Ehre bringen sollte? Ich betrete einen Hausflur. Lautes Bellen lässt mich zusammenzucken. Hektisch sehe ich mich um. Da hinten ist er. Ein Schäferhund kommt mit kräftigen Schritten auf mich zu gerannt. Ich richte mein Gewehr auf ihn, schieße, treffe. Streifschuss. Scheiße. Einen Sekundenbruchteil später bin ich tot.

Verdammte Hunde. Schmerzhaft musste ich in den letzten Tagen lernen, dass die Vierbeiner zu den gefährlichsten Waffen gehören, denen man auf dem Schlachtfeld begegnen kann. Die flinken Biester sind schwer zu treffen und sobald sie den Gegner erreichen, ist dieser tot. Ich wundere mich: Warum werden die Kriege dieser Welt nicht komplett mit Hunden ausgefochten? Möglicherweise möchte man nicht riskieren, dass die Kämpfe wegen eines Eichhörnchens, das auf einen Baum geflohen ist, unterbrochen werden. Wie würde das denn aussehen? Das Schicksal zweier Nationen soll in einer großen finalen Schlacht entschieden werden, die Kämpfe wüten. Doch plötzlich versammeln sich die vierbeinigen Soldaten beider Seiten unter einem Baum und kläffen gemeinsam den verängstigten Nager an, der dort Zuflucht gesucht hat. Was für eine Blamage das wäre.

Während mir diese Gedanken durch den Kopf gehen, endet die Runde. Wie gewohnt steht mein Namen ganz unten auf der Bestenliste.

14.12 – KILLSTREAK

Okay … drei Abschüsse in Folge und man bekommt ein SatCom (whatever), fünf Abschüsse in Folge und ich erhalte meinen heißersehnten Hund, sieben Abschüsse in Folge und … pfff … wen will ich verarschen? Sieben Abschüsse in Folge sind vollkommen utopisch. Aber fünf … das müsste doch machbar sein. Ich hatte schon einmal fünf Abschüsse im Laufe einer Runde. Zugegeben … nicht direkt hintereinander, aber der erste Schritt ist damit trotzdem getan, würde ich sagen. Also reiß dich am Riemen, Private! Du spielst seit „Wolfenstein 3D“ Egoshooter! „Goldeneye 64“ hast du im Multiplayer gegen deine kleine Schwester und Freunde, die keinen eigenen N64 hatten, gerockt! So ein paar dahergelaufene Hosenscheißer können solch massiv gebündelter Kompetenz doch nichts entgegenstellen. Mit neu erwachter Motivation stürze ich mich ins Gefecht.

call of duty 2

Adrenalin pumpt durch meinen Körper. Die Waffe im Anschlag stürze ich in einen Hauseingang, die Treppe hoch, den nächstbesten Gang rein. Plötzlich steht ein Gegner vor mir. Ohne nachzudenken drücke ich ab. Schüsse knattern. Doch … wooooah … Moment … bei genauerem Hinsehen erkenne ich, dass ich gerade auf einen meiner Kameraden gefeuert habe. Gott sei Dank verletzten einen die Kugeln der eigenen Fraktion nicht. Ich bin mir sicher, dass das auch in echten Kriegssituationen so ist. Wie unangenehm es wäre einen Mitstreiter zu durchlöchern. Das würde ja nur zu peinlichen Situationen führen. Schnell renne ich weiter und hoffe, dass mein Waffenbruder meinen kleinen Faux-Pas nicht bemerkt hat.

Ich trete wieder auf die Straße und versuche mich zu orientieren. Ich werde erschossen. Das demütigende Replay des Abschusses verrät mir, dass sich mein Peiniger in einem Haus auf der gegenüberliegenden Seite versteckt hielt und nur darauf gewartet hat, dass ich ihm vor die Flinte laufe. Vielleicht ist ja auch das der Schlüssel zum Erfolg. Verstecken und darauf warten, dass jemand vorbei kommt, den man über den Haufen schießen kann.

call of duty 4

Gesagt, getan. Eine Mauer, die halb im Schatten liegt, erscheint mir als geeigneter Hinterhalt. Ich drücke mich an sie, werde zur Mauer, denke wie eine Mauer (es sind schwere, blockartige Gedanken).  Nicht einmal ein aufmerksamkeitsgestörter Adler würde mich jetzt noch entdecken. Innerlich triumphiere ich bereits bei dem Gedanken zahlreiche ahnungslose Gegner listig wie ein Luchs zur Strecke zu bringen. Herr von Hohenfels (so werde ich meinen Hund nennen), ich komme! Ich streichle mein Gewehr in ekstatischer Vorfreude. Ich werde erschossen.

Verfickte Kackschwalbe! Wo kam der bekloppte Pfirischkopf denn jetzt her?

Die Schlacht schreitet fort. Beide Seiten liefern sich erbitterte Gefechte und ich versuche mich zu beteiligen. Auf jedem einzelnen meiner zahlreichen Grabsteine wird am Ende stehen: „Er war stets bemüht“. Doch mir gelingt kein einziger Abschuss. Wir verlieren, wenn auch knapp. Am Ende stand der Punktezähler bei 75 : 74. Ich schaue mir die Statistiken an und mir wird eines bewusst: Ohne mich hätte meine Truppe gewonnen. Ich habe keinen einzigen Punkt gemacht, dem Gegner allerdings 19 Punkte geschenkt.

Resignation macht sich breit. Ich gebe auf …

… naja … zumindest das „Team Deathmatch“. Vielleicht liegt mir ja „Free for All“ mehr. Ich drücke auf „Join Game“.

 

Bonuscontent: Für Lesefaule (und auch für alle anderen) habe ich den Text in diesem Video zusammengefasst:

 

„Call of Duty: Ghosts“ kann man auf Amazon für die PS4, die Xbox One, die PS3, die Xbox360 und PC kaufen.

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