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My Legend of Zelda (4) – Ocarina of Time

Logo: The Legend of Zelda - Ocarina of TimeStreng genommen müsste ich nur folgenden Link posten und damit wäre eigentlich so ziemlich alles zu „The Legend of Zelda: Ocarina of Time“ gesagt: Metacritic: Die besten Spiele aller Zeiten (SPOILER: „Ocarina of Time“ führt die Liste an). Da ich es natürlich niemals wagen würde die geballte Meinungshoheit von Metacritic anzuzweifeln  (das wäre ja schließlich vollkommen vermessen), stimme ich in den allgemeinen Tenor mit ein: „Ocarina of Time“ IST das Spiel der Spiele und vollkommen berechtigt seit über 15 Jahren die unangefochtene Nummer 1. Es hat im (quasi) Alleingang die Spielewelt revolutioniert, Entwickler weltweit gelehrt wie ein Third-Person-Action-Adventure auszusehen hat und ist objektiv betrachtet (wenig überraschend) der Höhepunkt der Zelda-Reihe. Aber – so behaupte ich – auch deren Fluch.

„A Legend of Zelda: The Ocarina of Time“ war das erste Zelda-Spiel, welches den Sprung in die dritte Dimension wagte. Eine Premiere! Es war auch das erste Zelda für eine stationäre Nintendo-Konsole, welches bei Erscheinen nicht seinen Weg in meine Sammlung gefunden hat. Ebenfalls eine (im spielehistorischen Kontext deutlich unwichtigere) Premiere! Dies sollte sich erst mit der „Wind Waker“-Bonusdisk ändern. Wusste ich es damals nicht besser? Oder war es einfach Desinteresse? Au contraire, mesdames et messieurs! Dank zahlloser Artikel in diversen Videospielmagazinen (die mittlerweile zu meiner Standardlektüre geworden waren) saß ich zum allerersten Mal ganz vorne mit dabei im Hypezug mit Endstation Hyrule. Videospielmagazine mit ihren exklusiven Previews und frühen Screenshots lehrten mich die hohe Kunst des Hypes. Sie lehrten mich allerdings auch, dass es nicht immer toll sein muss, wenn man bereits früh informiert ist.

Den ersten Artikel, der „The Legend of Zelda: Ocarina of Time“ zum Thema hatte, las ich vermutlich im Jahr 1996. Damals hieß es, dass „Ocarina of Time“ exklusiv für das 64DD erscheinen würde, einer wiederbeschreibbaren Disk-Drive-Erweiterung für das Nintendo 64. Diese Meldung bereitete mir seinerzeit Unbehagen. Ich hätte meinen kleinen Finger dafür gegeben das neue Zelda zu spielen, befürchtete jedoch, dass mein kleiner Finger nicht ausreichen würde, um meine Eltern davon zu überzeugen das 64DD zu finanzieren. Meine Eltern wären wiederum meine einzige Option gewesen, da meine eigenen bescheidenen Ersparnisse bereits durch die Anschaffung des N64 beinahe vollständig atomisiert worden waren. Es sah damals also ganz danach aus als würde Links erster Ausflug in das polygonale Hyrule ohne mich stattfinden. Doch dann kam alles anders.

ANFÄNGERKURS VIDEOSPIELGESCHICHTE

Es begann damit, dass Nintendo den Veröffentlichungstermin des 64DD ein Jahr nach hinten korrigierte. Ursprünglich für das letzte Quartal 1997 geplant, verschob man den Release zunächst auf März 1998. Doch auch dieser Termin erwies sich als zu optimistisch: Bis zur tatsächlichen Veröffentlichung in Japan sollte noch einmal über ein weiteres Jahr vergehen, außerhalb Japans erblickte das Peripheriegerät bis heute nicht das Licht der Welt. All dies blieb nicht ohne Folgen für „The Legend of Zelda: Ocarina of Time“

Quelle: wikipedia.com/Evan Amos
Quelle: wikipedia.com/Evan Amos

Irgendwann im Laufe der Entwicklung haben schlaue Köpfe bei Nintendo offenbar geahnt, dass die Sache mit dem 64DD eventuell weniger gut laufen könnte als anfangs angenommen. Eine von Nintendos Prestigemarken drohte gemeinsam mit dem 64DD unterzugehen. Also traf man eine Entscheidung: das ursprüngliche geplante Spiel wurde beschnitten und ganz klassisch in Form eines Moduls veröffentlicht. Die entfernten Elemente wollte man dann zu einem späteren Zeitpunkt als eine Art Add-On – welches unter dem Arbeitstitel „Ura Zelda“ (übersetzt: „Another Zelda“) durch die Presse geisterte –  für das 64DD nachliefern. „Ura Zelda“ sollte neue Tempel, Gegner und einen höheren Schwierigkeitsgrad zum Urspiel hinzufügen. Es kam jedoch nie zu einer Veröffentlichung für das 64DD. Das seinerzeit angekündigte „Ura Zelda“ schlummert vermutlich bis zum heutigen Tag friedlich in Nintendos geheimen Archiv der vergessenen Spiele, direkt neben dem „Pokemon Online“-Prototypen und dem „Wave Race 3: Super Mario Jetski“-Konzept.

Oder vielleicht auch nicht. Glaubt man nämlich Shigeru Myamoto ist „Ura Zelda“ bereits vor einigen Jahren offziell erschienen. Jedoch nicht unter seinem vergleichsweise unoriginellen Arbeitstitel, sondern unter dem (ähnlich unoriginellen) Titel „The Legend of Zelda: Ocarina of Time – Master Quest“. Die „Master Quest“ ist ebenfalls Teil der „Wind Waker“-Bonusdisk und eine anspruchsvollere und spiegelverkehrte Variante des Originalspieles … nach den ursprünglich angekündigten neuen Dungeons und Gegnern müsste man jedoch lange suchen.

WEIHNACHTEN IN HYRULE

All das war mir im Jahr 1998 allerdings herzlich egal. Die 64DD-Hürde war aus dem Weg geräumt und nach 2 Jahren Wartezeit sollte „Ocarina of Time“ passenderweise kurz vor Weihnachten eben jenes Jahres dann auch endlich erscheinen. Weihnachten und Zelda … das ist für mich wie … ähm … zwei Dinge, die einfach zusammen gehören (ich schreibe das  gerade um 2 Uhr in der Nacht … da kann man von einem alten Mann wie mir keine große Kreativität erwarten).

Logischerweise lag daher „Turok 2“ unter dem Weihnachtsbaum. Schließlich habe ich mir „Turok 2“ gewünscht (immerhin auf Platz 1145 der zu Beginn verlinkten Bestenliste … direkt hinter irgendeinem „Rainbow Six“-Teil für die Playstation 3). Zu meiner Verteidigung kann ich nicht wirklich viel vorbringen, außer dass 2 Jahre für einen jungen und leicht zu beeindruckenden Menschen eine lange Zeit sind und verdammt … „Turok 2“ sah auf den Screenshots in den Magazinen aber auch einfach verflucht schick aus …

Es ist heutzutage vielleicht nicht mehr komplett nachzuvollziehen WIE schick das damals aussah (Quelle: youtube.com/Antroid)
Es ist heutzutage vielleicht nicht mehr komplett nachzuvollziehen WIE schick das damals aussah (Quelle: youtube.com/Antroid)

Mein Cousin las wiederum keine Magazine, wartete auch nicht bereits seit mehreren Jahren, kannte keine Tests, hatte vermutlich auch nicht viele Screenshots gesehen … er war kaum informiert. Aber: er wünschte sich das offiziell beste Spiel aller Zeiten zu Weihnachten und bekam es auch … während ich mir verzweifelt einredete, dass der zensierte Grafikblender, der meine Weihnachtstage ausfüllte, ebenfalls total super war. Meinen Irrtum erkannte ich dann als ich „Ocarina of Time“ Monate später als Leihgabe spielte (bis zum heutigen Tag steht jedoch trotzdem „A Link to the Past“ ganz vorne in meiner persönlichen Bestenliste; möglicherweise hängt das damit zusammen, dass man zu Leihgaben eine weniger persönliche Beziehung aufbaut).

Doch genug der drögen Fakten und persönlichen Fehlentscheidungen …

HEY LISTEN!

Auf den ersten Blick hat sich inhaltlich im Vergleich zum direkten Vorgänger nicht allzu viel geändert: Ganondorf plant Schurkiges, Link möchte das gewohnt heldenhaft verhindern, Prinzessin Zelda ist in Gefahr. Zwischendrin besucht man zahlreiche Dungeons, findet das Masterschwert und ungefähr zur Halbzeit öffnet sich eine zweite Version von Hyrule. War es bei „A Link to the Past“ noch die düstere Schattenwelt, kann (und muss) man bei „Ocarina of Time“ einen Sprung in Hyrules mindestens ebenso düstere Zukunft machen. Im Kern also wenig Neues. Doch warum kaputt machen, was funktioniert?

Nichtsdestotrotz fühlt sich „Ocarina“s Geschichte epischer an als noch bei den Vorgängern. Sei es durch die dritte Dimension, sei es, weil das Spiel einfach in jeder Hinsicht größer ist oder sei es wegen der deutlich höheren Zahl an Zwischensequenzen und Dialogen … noch nie zuvor hat sich ein Zelda-Spiel so filmisch angefühlt. Dramatische Szenen, unerwartete Wendungen, kleine Nebengeschichten … all das führte dazu, dass die Story – und zugleich auch Hyrule – deutlich lebendiger und interessanter wirkte als noch auf dem Super Nintendo.

Quelle: theisozone.com
Quelle: theisozone.com

Damit man sich nicht vollkommen in der dritten Dimension verliert, bekam Link die fröhliche Tutorial-Fee Navi an die Seite gestellt. Mit einem penetranten „Hey listen!“ nahm sie Link und den Spieler bei der Hand, wies auf Besonderheiten in der Spielewelt hin, gab Tipps und -aufgepasst!- navigierte auf diese Weise durch das Abenteuer (ja … das ist die hohe Kunst der Namensfindung). An sich praktisch, doch recht bald wünschte man sich die Möglichkeit herbei Navi in eine Glasflasche sperren zu können und sie dort versauern zu lassen. „Hey listen“ dich doch ins Knie …

Da Links Zeitreisen in „Ocarina of Time“ enorme Auswirkungen auf die offizielle Zelda-Timeline haben, wäre es vermutlich nachlässig nicht zu erwähnen wo genau das Spiel in Hyrules offizieller Historie verortet ist. Knapp zusammengefasst: ziemlich weit vorne. Davor liegen lediglich „Skyward Sword“ (das momentan aktuellste Spiel der Reihe) und die beiden Handheld-Ableger „Minish Cap“ und „Four Swords“. Nach „Ocarina of Time“ spaltet sich der Zeitstrahl in drei parallele Zeitlinien auf (Zeitreisen … da kann man machen, was man will … die bringen einfach immer alles durcheinander) und alles versinkt endgültig in komplett abstrusen Wahnsinn. Ich weiß zwar, dass ich mich wiederhole, aber: Wer zum Teufel kam auf die bekloppte Idee, dass diese Spiele alle zusammenhängen müssen?

CURSE OF THE OCARINA

Ihr erinnert euch vielleicht … ich erwähnte zu Beginn, dass „Ocarina of Time“ der Fluch der Zelda-Reihe ist. Da stellt sich doch die Frage: Wie kommt es zu solch frevelhaften Äußerungen? „Ocarina of Time“ ist schließlich ein absolutes Ausnahmespiel. Aus dem Stegreif zimmerte die Truppe um Shigeru Myamoto einen neuen Industriestandard zusammen. Allerdings blieb ihnen auch nicht viel anderes übrig, es gab schließlich keine großen Vorbilder, an denen man sich hätte orientieren können. Es war die Pionierzeit der Third-Person-3D-Spiele, niemand wusste so wirklich wie man mit all diesen neuen Möglichkeiten umgehen sollte. Die Folge: plötzlich wimmelte es von Polygonhelden, die sich wie betrunkene Schwämme steuern ließen, in Szene gesetzt von orientierungslosen Kameramännern mit Hang zum falschen Winkel.

ZACK! Dann kam Mario. ZACK! Dann kam Link …  und mit einem Mal machten Spiele wieder Spaß. „The Legend of Zelda: Ocarina of Time“ war eine nahezu perfekte Schablone für Action-Adventures und solch ein enormer kreativer Geniestreich, dass man intern bei Nintendo offenbar beschloss: das reicht für die nächsten 20 Jahre.

Doch seitdem ist viel passiert. Manch Konsolengeneration ist gekommen und gegangen, manch Falte hat sich in das ewig fröhliche Gesicht des Serienvaters Shigeru Myamoto gegraben (und in meines) und der ein oder andere Liter Atomarmüll wurde in die Meere vor Japan gespült. Eine Sache gilt damals wie heute: Ein Spiel, welches „The Legend of Zelda“ im Titel trägt, ist an und für sich nie richtig schlecht (abgesehen von diesen Philips CDi-Ungeheuerlichkeiten, die in einer besseren Welt nicht existieren würden). Und doch haben die letzten großen 3D-Zelda-Spiele die Massen zunehmend weniger begeistert. Diese boten zwar prinzipiell immer noch die gleiche Erfahrung wie man sie vor 15 Jahren lieben gelernt hat, aber genau hier liegt dann auch der Tingle begraben. In diesen 15 Jahren hat sich die Spielewelt weiter gedreht.

Die Serie, die einst für Innovation und Gameplayrevolutionen bekannt war, tritt seit geraumer Zeit stur auf der Stelle und wirkt mittlerweile hoffnungslos veraltet. Wie konnte es dazu kommen? Eine Theorie: „Ocarina of Time“ war seinerzeit so verdammt noch mal genial (und erfolgreich), dass man sich lange Zeit im Hause Nintendo nicht wirklich traute, auch nur irgendeine wirklich bedeutende Sache an der bewährten Erfolgsformel für 3D-Zeldas zu ändern. Mit einer Ausnahme: „Ocarina of Time“s direkter Nachfolger „Majora’s Mask“ war noch einmal ziemlich experimentierfreudig … jedoch auch deutlich erfolgloser. Doch dazu dann beim nächsten Mal mehr …

 

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Habt ihr jetzt Lust auf einen Ausflug nach Hyrule bekommen? Diese kleine Linkzusammenstellung sollte euch helfen, das gewünschte Spiel zu finden:

  • „The Legend of Zelda“, „Zelda II – Adventure of Link“ und „The Legend of Zelda – A Link to the Past“ findet man auf ebay oder Retrobörsen. Alternativ gibt es die Spiele auch im Nintendo eShop für die Virtual Console („The Legend of Zelda“ und „Zelda II“: 3DS und WiiU / „The Legend of Zelda – A Link to the Past“: nur für WiiU). Guthabenkarten für den eShop gibt es (etwas überteuert) auf Amazon.de.
  • „The Legend of Zelda – Ocarina of Time“ ist 2011 als 3D-Remake für den 3DS erschienen.
  • „The Legend of Zelda – Majora’s Mask“ kann man dank Virtual Console auf der guten alten Wii spielen. 1000 Nintendo Points müsst ihr euch den Spaß kosten lassen. Seit einiger Zeit gibt es allerdings auch ein gelungenes 3D-Remake für den 3DS.
  • „The Legend of Zelda – The Wind Waker“ ist erst vor Kurzem als HD-Remake für die WiiU erschienen.
  • „The Legend of Zelda – Twilight Princess“ gibt es recht günstig für die Wii.
  • „The Legend of Zelda – Skyward Sword“ gibt es weniger günstig ebenfalls für die Wii.
  • „The Legend of Zelda – A Link between Worlds“ ist für den 3DS erhältlich.

 

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